Hochzeit, aber äthiopisch
Dienstag, 25. Juni 2019
Irgendwie scheint eine Hochzeit hier etwas ganz besonderes zu sein, also noch wesentlich „ganz besonderer“ als es schon bei uns ist. Jedenfalls wird bei solch einer Zeremonie alles aufgefahren, was man sich nur erträumen kann. Auf dem Land ist die Zeremonie wahrscheinlich eher einfach gehalten und es geht mehr darum, wie viel Kühe, Ziegen usw. als Preis für die Braut bezahlt werden müssen.
Hier in Addis kommt zum üblichen noch ein riesiges Klimbim dazu. Wer meint, es sich irgendwie leisten zu können, fährt hier mit richtig großen Geschützen auf. Eine Strechlimousine ist obligatorisch, mindestens 5 Brautjungfrauen und Brautjunggesellen (heißen die so?) sind üblich, alle natürlich von Kopf bis Fuß einheitlich gekleidet, Braut und Bräutigam wie aus dem Märchenbuch und dazu jede Menge Festgäste. Wie die kirchliche Zeremonie abläuft, kann ich nicht sagen, danach aber trifft man sich vorzugsweise im Hilton oder im Sheraton, koste es was es wolle.
Eine besondere Rolle spielen dabei die Fotografen. Das ist nicht wie bei uns, wo vielleicht ein engagierter Hobbyfotograf Erinnerungsfotos macht. Hier wird oft ein ganzer Pulk an professionellen oder zumindest professionell ausschauenden Fotografen engagiert, der das Brautpaar ständig umschwirrt und damit für die Außenstehenden so ausschauen lässt, als wären die Brautleute Filmstars oder als würde zumindest der Sohn des Ministerpräsidenten heiraten, alles nur eine Inszenierung. Ich habe von einem Fotografen gehört, der gemeinsam mit drei anderen Fotografen das Paar nach der Hochzeit für 4 Tage nach Dubai und dann noch für 4 Tage auf die Seychellen begleitet hat, um den inszenierten Starrummel auch dort noch fortzusetzen. Von einer anderen Hochzeit habe ich gehört, die so geendet hat, dass der Bräutigam gleich nach dem Fest verhaftet wurde, da er die Rechnung fürs Hilton nicht bezahlen konnte.