1 Zahnpastatube


Lalibela

Dienstag, 7. Mai 2019


Wer es nicht kennt, möge es googeln. Lalibela ist eine kleine Stadt und liegt eine Flugstunde nördlich von Addis. Weltberühmt wurde sie durch ihre Felsenkirchen (UNESCO Weltkurturerbe), die vor ca. 800 Jahren entstanden sind. Dabei wurde der Fels von oben nach unten abgetragen und die Kirchen (nicht alle, aber die meisten) in einem Stück aus dem Fels gehauen. Michelangelo hat gemeint, dass es ganz einfach war, seine Skulpturen zu machen, er habe ja nur den überflüssigen Stein wegschlagen müssen. Hier ist es ganz ähnlich. Die haben einfach die Kirchen aus dem Fels heraus gemeißelt. Die Gotteshäuser sind in 3 Gruppen angeordnet und unterirdisch mit Tunneln verbunden. Alles ist komplett mit Symbolik überladen, nichts, auch wenn es so erscheint, ist hier zufällig. Der Bau hat vermutlich ca. 100 Jahre gedauert, es gibt aber eine Legende, die besagt, dass eine der Kirchen in einem Tag von der Frau König Lalibelas aus dem Stein geschlagen wurde. Dies sei aber eben nur die Legende, wurde mir versichert, in Wahrheit habe König Lalibela die ganzen Kirchen in einer einzigen Nacht mit der Hilfe von Engeln aus dem Felsen geschlagen.

Da die Messen hier mitten in der Nacht beginnen, habe ich den Guide, den ich mir für das Wochenende geleistet habe, gefragt, ob man auch bei einer nächtlichen Zeremonie teilnehmen kann. Kein Problem und am nächsten Morgen um 4:30h waren wir dort. Tagsüber sind die Kirchen für Besucher geöffnet und man sieht die leeren Räume, vielleicht ein paar Touristen und ein paar wenige Priester, aber das ganze ist eine zwar faszinierende dennoch leblose Architektur. Richtig toll ist es, wenn man das Treiben in der Nacht miterleben kann. Ich denke, es sind tausende Gläubige, die sich auf dem Areal tummeln, in den verschiedenen Kirchen finden parallel die unterschiedlichsten Zeremonien statt, von der Taufe über Hochzeiten bis zu Beerdigungen alles gleichzeitig, die Leute folgen andächtig, plaudern miteinander, sitzen auf dem Boden herum, schlafen... jede Kirche hat einen extra Bereich oder Raum, wo die Sänger und Trommler sitzen und alles überlagert ich und ergibt ein buntes Durcheinander bis allmählich nach 6h die Sonne aufgeht. Faszinierend!